Die Neuravensburger Wasserversorgungsgruppe verfügt mit dem Wasserschutzgebiet Blauer See über ein Grundwasservorkommen und Trinkwassergewinnungsanlagen, die eine ausreichende, sichere und qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung in ihrem Verbandsgebiet ermöglichen. Die Voraussetzung für diese hohe Qualität schafft die erdgeschichtliche Entwicklung.

Mit der Bildung der Alpen entstand im Erdzeitalter des Tertiärs nördlich davon im heutigen, bis etwa zur Donau reichenden Voralpenraum das sogenannte Molassebecken. Hier lagerten sich, wie in Abb. 1 schematisch dargestellt, in einem Zeitraum von ca. 30 Mio. Jahren wechselweise im marinen und terrestrischen Milieu verschiedene Sedimente ab: zunächst die Untere Meeresmolasse, dann die Untere Süßwassermolasse, gefolgt von der Oberen Meeresmolasse und schließlich die Obere Süßwassermolasse. Das Klima war während des Tertiärs in unseren Breiten deutlich wärmer als heute, entsprechend waren auch Flora und Fauna ganz anders als heute. In den weit verzweigten Sumpfwäldern der Flusslandschaften mit meist immergrünen Laubbäumen lebten beispielsweise Vorfahren der heutigen Krokodile, Elefanten, Nashörner, Antilopen und Raubkatzen.

Ähnlich wie heute transportierten Flüsse aus den Alpen große Mengen von Sand, Kies und Geröllen in das tiefer gelegene Molassebecken. Vor etwa 5 Millionen Jahren war dann die Grundlage für unser heutiges Landschaftsbild im Wesentlichen geschaffen. Das Klima wurde nun sukzessive kälter, so dass unsere Landschaft während der letzten ca. 800.000 Jahre durch fünf große Kaltzeiten und die damit verbundenen Vergletscherungen der Alpen und des Alpenvorlandes den letzten Schliff erhielt.

Im Wangener Raum haben die Vorgänge in der letzten Eiszeit, der sogenannten Würm-Kaltzeit, diejenigen der vorherigen Kaltzeiten weitgehend überprägt. Mit dieser Zeit fängt sozusagen die Geschichte des Wasserschutzgebietes Blauer See an. Zum Maximalstand der Würm-Kaltzeit vor etwa 20.000 Jahren erstreckte sich der Rheingletscher noch deutlich über unser Gebiet hinweg, der Eisrand lag etwa entlang einer Linie von Oberstaufen über Isny, Leutkirch, Bad Wurzach, Bad Waldsee bis nach Bad Schussenried. Das Wurzacher Ried und der Federsee bei Bad Buchau entstanden in der Folge aus Eisstauseen unmittelbar vor den Endmoränen.

Die Sedimente unseres Wasserschutzgebietes sind zu einem späteren Rückzugsstadium des Gletschers entstanden. Die Endmoräne verlief nun südlich von Haslach in Richtung Schwarzenbach, von hier bis zum südlichen Rand des heutigen Stadtgebietes von Wangen und von dort in Richtung Maria-Thann (vergleiche Abb. 2). Die Bereiche um die heutigen Siedlungsgebiete von Haslach, Primisweiler, Niederwangen und Wangen waren jetzt praktisch eisfrei.

Schmelzwasser während der Sommermonate formte nun ein Relief in die Grundmoräne, mit rinnenförmigen Eintiefungen zwischen den für unsere Region typischen länglichen Erhebungen, den sogenannten Drumlins.

Erst später nachdem sich das Eis noch weiter zurückgezogen und die Fließgeschwindigkeit des Schmelzwassers nachgelassen hatte, füllten sich die Rinnen mit Kies und Sand wieder auf. Der Blausee und der Mittelsee sind wassererfüllte Senken, die durch das spätere Abschmelzen von Toteisblöcken entstanden sind. Die Argen in der heutigen Form und ihre tiefen Taleinschnitte konnten erst später entstehen, als das Zurückweichen des Gletschers die Entwässerung unseres Raumes zum tiefer gelegenen Bodensee ermöglichte (s. Abb. 3).